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Nimm’s wörtlich! Metaphern im Coaching.

20.Oktober 2014  

Unsere Sprache ist voller Bilder und Metaphern. Im Coaching kann es hilfreich sein, diese gezielt einzusetzen und die Sprache des Coachee zu sprechen. Dafür gibt es gute Gründe. Die einfachste Erklärung lautet: Die linke Gehirnhälfte ist für das wörtliche Verstehen von Sprache zu ständig, die rechte Gehirnhälfte für den kreativen Umgang mit Sprache, also insbesondere für Bilder und Metaphern. Tatsächlich legen ältere neuropsychologische Studien diesen Schluss nahe. So zeigt sich, dass Menschen, bei denen die rechte Seite des Gehirns geschädigt ist, Schwierigkeiten damit haben, übertragene Bedeutungen und bildhafte Sprache zu verstehen. Das gilt besonders, wenn die Teile des Gehirns geschädigt sind, in denen visuell-räumliche Informationen verarbeitet werden.

Neuere Studien zeigen allerdings: Die Arbeitsteilung zwischen linker und rechter Gehirnhälfte ist in Bezug auf die Verarbeitung von Sprache weniger eindeutig. Kinder, bei denen der Balken (also die Verbindung zwischen rechter und linker Gehirnhälfte) beeinträchtigt ist, können bildhafte Sprache nur schwer verstehen. An der Verarbeitung von bildhaften Redewendungen (Das Kind mit dem Bade ausschütten, das Handtuch werfen … ) und Metaphern (das Wasser reichen, die Nadel im Heuhaufen) sind also beide Gehirnhälften beteiligt. Das zeigt sich auch bei gesunden Menschen. Untersuchung mit Hilfe der Computertomographie belegen, dass bei wörtliche Aussagen vor allem Regionen in linken Gehirnhälfte aktiv sind, bei bildhafter Sprache ist zusätzlich die rechte Gehirnhälfte aktiv.BrocasAreaSmall

Insbesondere beim Verarbeiten von mehrdeutigen und kreativen Bildern werden dabei interessanterweise nicht nur die für die Sprachproduktion (Broca-Areal) und das Sprachverständnis (Wernicke-Areal) zuständige Regionen beteiligt, sondern auch der präfrontale Kortex, der für Entscheidungen und die Planung von Handlungen zuständig ist.

Außerdem werden hier Gedächtnisinhalte emotional bewertet. Der Einsatz von Bildern und Metaphern im Coaching kann also Verstehen erleichtern und die emotionale Beteiligung erhöhen. Mit einer bildhaften Sprache können Gehirnregionen mit einbezogen werden, die bei einer wörtlich zu verstehender Sprache nicht aktiviert sind. Das konsequente Weiterdenken (und Sprechen) im Bild kann deshalb im Coaching überraschenden Erkenntnissen führen.

Coaching-Tipp: Damit Sie die passenden Metaphern und Bilder in einem Gespräch anwenden können, müssen Sie zuerst gut zuhören und wahrnehmen, welche Metaphern und Bilder Ihr Coachee verwendet. Wenn Sie sich auf die Bilder Ihres Coachee einlassen, können Sie in seiner Sprache sprechen.

Quellen und weiterführende Literatur

  • Hillert, D. G., & Buračas, G. T. (2009). The neural substrates of spoken idiom comprehension. Language and Cognitive Processes24(9), 1370-1391.
  • Hillert, D. G. (2011). Nimm’s nicht so wörtlich. Gehirn und Geist, 2011(11), 70-73.

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