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Leben und Lernen in lokal-digital vernetzten Bildungslandschaften

7.November 2021  

Welche Konsequenzen hat die Digitalisierung für kulturelle Bildung? Wie lassen sich hybride Bildungsangebote in kommunalen Strukturen gestalten? Wie müssen sich die Akteure vernetzen, damit Teilnahme für alle möglich wird?

Ich war zu Gast bei einer vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Tagung in der Akademie der Kulturellen Bildung in Remscheid. Im Vortrag habe ich aus einer psychologischen Perspektive vorgestellt, wie digitale Medien Lernen, Kooperation und Kommunikation verändern, und was das für die kulturelle Bildung bedeuten könnte.

Hier stelle ich meine Vortragsfolien zur Verfügung.

Wie genau sehen die Veränderungen aus, die es zu gestalten gibt?

Erstens sind digitale Medien fester Bestandteil unseres Alltags. Umfangreiche, nutzergenerierte Lernmaterialien sind jederzeit und von jedem Ort aus frei im Internet zugänglich. Insbesondere Open Educational Resources – also Lernmaterialien, die nicht nur frei verfügbar sind, sondern auch angepasst und verändert werden dürfen – verfolgen dabei auch das Konzept, Bildung als „Open Education“ für alle zugänglich zu machen. Damit wird lebenslanges Lernen außerhalb formaler Bildungssettings ermöglicht.

Zweitens verändert sich dadurch die Erwartungshaltung der Lernenden. Lerninhalte müssen zu aktuellen Anforderungen aus dem (Berufs-)Alltag passen. Statt Wissen, das in einem Curriculum vorgegeben ist, „auf Vorrat“ zu lernen, müssen Lernangebote flexibel auf aktuelle Anforderungen und Veränderungen reagieren. Aus Push-Training wird Pull-Learning (Brown, 2006). Lehrpersonen vermitteln dann nicht mehr nur Wissen, sondern unterstützen Lernende dabei, eigenständig passende Lerninhalte zu finden, zu nutzen und zu reflektieren. Sie sind ein „Qualitätsfilter“ und werden zu Coaches, die individuelle Lernprozesse fördern.

Drittens geht es um die Entwicklung hybrider didaktischer Konzepte. In einer digitalen Kultur verschwimmen die Grenzen zwischen Lebensbereichen. Voraussetzung für die zielführende Entwicklung digitaler Bildungssettings ist deshalb, das Bildungsverständnis zu reflektieren, das Grundlage für didaktische Entscheidungen ist. So würde z.B. ein konnektivistisches Verständnis von Lernen das Potenzial digitaler Medien für Partizipation und Kooperation betonen, die Rolle der Lehrperson als Mentor und Coach beschreiben, oder Teilhabe als zentrales Lernziel formulieren.

Viertens geht es um die Frage, wie eine digitale Kultur gestaltet werden kann. Der Begriff Digitalität lenkt den Blick weg von technologischen Fragen auf den kulturellen Wandel. Es geht um die Frage, wie wir miteinander kommunizieren. Der Begriff Digitalität meint: Es geht nicht um Technologien, sondern um die Frage, wie wir in Zukunft lernen und kommunizieren möchten. Deshalb plädiere ich dafür, den Begriff Digitalität statt Digitalisierung zu nutzen. Dahinter steht die Idee, dass es um die digitale Kultur geht, in der wir leben und die wir gestalten sollten – nicht in erster Linie um die Technologien, die wir für Kommunikation nutzen.

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